Im Jahr 2010 hat Caroline Baier die Diagnose Multiple Sklerose (MS) erhalten. Eine Sehnerventzündung bestätigte die schon länger vermutete Diagnose. Mit einer tollen Familie im Rücken, einer positiven Einstellung und den passenden Hilfsmitteln kommt sie gut klar. Im Alltag und auf Reisen.
Caroline Baier war von Beruf Eventmanagerin und für diverse Public Events in der Stadt Zürich verantwortlich. «Es gab immer viel zu organisieren, damit alles auf den Punkt klappt», erinnert sich die 52-Jährige. Sie hat ihre Arbeit sehr geliebt. Bis ihr im Jahr 2010 die Diagnose Multiple Sklerose (MS) einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. MS ist eine Erkrankung mit vielen Gesichtern, bei deren Verlauf Betroffene körperlich herausgefordert werden.
Erste Symptome und der lange Weg zur Diagnose
Eventmanagement ist sehr herausfordernd, und Stress verstärkt die Symptome der Erkrankung. Caroline Baier musste schweren Herzens ihren geliebten Beruf aufgeben. Die gewonnene Zeit verbrachte sie mit ihrer Familie. Ihre Söhne waren drei und fünf Jahre alt, als sie die Diagnose erhielt. «Rückwirkend weiss ich, dass ich die ersten Symptome bereits im Alter von 17 Jahren hatte», erzählt Caroline Baier. Beim Tanzen bemerkte sie, dass sie bereits nach kurzer Zeit Probleme mit der Koordination bekam und den Takt nicht mehr halten konnte. Zudem hatte sie dauernd Blasenentzündungen. Später kamen Müdigkeit und Kribbeln in Armen und Beinen dazu. «Mein Hausarzt tat es als Überlastung ab», führt sie aus. Sie fühlte sich als Hypochonder abgestempelt und nicht ernst genommen.
Eine Erkrankung mit vielen Begleiterscheinungen
Heute kommt sie mit der Erkrankung und der sich fortlaufend ändernden Lebenssituation gut zurecht. «Ich bin familiär sehr gut eingebunden», so Caroline Baier und sagt weiter: «Meine Jungs und mein Mann können sehr gut mit der MS und den damit einhergehenden Herausforderungen
umgehen.» Sie ist Unternehmerin und kann ihre Arbeitszeit ihrem Wohlbefinden anpassen. Denn die MS bremst sie aus. Ataktischer Gang (Ataxie), nur noch 20 Prozent Sehkraft auf dem linken Auge wegen bleibender Schädigung des Sehnervs, Gleichgewichtsstörungen, Fatigue, Morgensteifheit und Koordinations- sowie Konzentrationsschwäche sind nur einige Begleiterscheinungen.
Mobil dank Hilfsmitteln
Hilfsmittel sind bei Caroline Baier täglich im Einsatz. Ein schicker Gehstock ist ihr Dauerbegleiter. Seit einem heftigen Schub im Jahr 2012 besitzt sie einen Aktivrollstuhl mit einem montierbaren Elektroantrieb und einem ergänzenden Zusatzrad. Dieses kann sie selbst am Rollstuhl anbringen. Gerade als die Kinder klein waren, konnte sie so problemlos Kieswege oder Rasen überwinden, um auf den Spielplatz zu gelangen. «Es war nicht einfach, die IV davon zu überzeugen, dass ein Geländerollstuhl zwar gut fürs Gelände, aber für mich im Alltag wegen des Verladens ins Auto unpraktisch ist», erzählt Caroline Baier weiter. Heute nutzt sie zusätzlich einen E-Antrieb für Aktivrollstühle, den Smoov. Auch diesen bringt sie selbst am Rollstuhl an. Seit dem Jahr 2019 ist sie zudem stolze Besitzerin eines Alinkers.
Alinker – Laufrad für mehr Autonomie
Der Alinker ist ein Laufrad mit drei Rädern. Er ist für Menschen konzipiert, die autonom aktiv und mobil bleiben wollen. Mit dem Alinker bewegt sich Caroline Baier im Gleichgewicht, auf Augenhöhe und vom eigenen Körpergewicht entlastet. Caroline Baier ist vom Alinker so begeistert, dass sie seit dem Jahr 2019 die Rechte für dessen Vertrieb in der Schweiz, Deutschland und Österreich hat. Interessierte können den Alinker vor der Anschaffung bei Caroline Baier probegehen. Aktuell steht das Laufrad nicht auf der Hilfsmittelliste der IV, aber in Einzelfällen übernimmt diese die Kosten.
Zeit zum Erholen und um Eindrücke zu sammeln
Bewegung ist für Caroline Baier ein idealer Ausgleich zur Arbeit. Früher war sie sehr sportlich, heute macht sie täglich Fitness und geht regelmässig ins Hippotraining. Sie besucht zusammen mit ihrem Mann auch regelmässig Sportanlässe ihrer Söhne, die sich als Nachwuchssportler im Volleyball und im Fussball beweisen. «Sie sind richtig gut darin», so die stolze Mama.
Aber auch die schönste Auszeit des Jahres kommt bei der Familie nicht zu kurz. In die Ferien geht es für Caroline Baier und ihren Mann oft nach Frankreich. Mit im Gepäck sind alle mobilen Hilfsmittel: der Rollstuhl mit allem Zubehör, das Hase Bike mit E-Antriebshilfe und natürlich der Alinker. Für den Alinker und den Rollstuhl haben sie einen Veloanhänger konzipiert, den sie ziehen können. Obwohl Caroline Baier mit dem Gehstock noch zu Fuss unterwegs ist, kann sie beim Besichtigen einer Stadt oder anderen Attraktionen auf diese Hilfsmittel ausweichen. «Meine Kraft reicht nicht mehr aus, um stundenlang zu gehen oder Rad zu fahren», so Caroline Baier.
Im Jahr 2023 reiste die Familie nach Barcelona. Da nahm sie den Alinker mit. Er lässt sich zusammenklappen, und es war kein Problem, ihn im Flugzeug mitzunehmen. Caroline Baier war begeistert von Barcelona. «Die Stadt ist sehr gut auf Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen eingestellt», führt sie aus. Man kann zum Beispiel einen Rollstuhl spontan mieten, und es gibt extra ausgestattete Taxis, die für eine Fahrt mit Rollstuhltransport gekennzeichnet sind. «Daran dürfte sich die Schweiz ein Beispiel nehmen», sagt sie. Ihre Erfahrungen mit dem Alinker im Schweizer öV sind nicht sehr gut. Er ist – im Gegensatz zu Rollstühlen und Rollatoren – kein transportpflichtiges Hilfsmittel. Trotz allen Hindernissen bleibt Caroline Baier positiv eingestellt und orientiert sich an dem, was sie kann, und ergänzt: «Dem nachzutrauern, was nicht mehr geht, bringt nichts.»
Quelle: Exma INFO 2/2024
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